Der 30-jährige Krieg * 1618-1648

Mit Beginn des Krieges im Land beginnen auch für das Dorf Poppenwind die Kriegslasten. So wird 1618 “ Dem Veit Bock eine Summe für Brot den zu Goßmannsrod und Herbartswind gelegenen Soldaten bezahlt.“ Weiter muß auch eine gewisse Summe für Rindfleisch und Brot für die Weimarischen Soldaten nach Schwarzenbrunn geliefert werden. Für die in Poppenwind liegenden Soldaten wird Fleisch in Eisfeld geholt. Im Jahre 1623 hausen 3000 Reiter des Tillyschen Korps in Eisfeld und Umgebung und richten die Gegend übel zu. Im Herbst Anno 1629 fielen Wallenstein und der Kurfürst Maximilian von Bayern mit ihren Heerscharen ins Coburger Land ein, zu welchem auch das Amt Eisfeld gehörte. Als Wallenstein sich dann im Spätherbst nach Sachsen zu wandte, hatte man unter hohen Einquartierungen und Vorspanndiensten zu leiden. Hans Hohn, Valtin Kälber, Michael Hel und Burkhard Heiter müssen dem Kriegsvolk vorspannen. Die Gemeinde musste auch das vorspannen zahlen. Auch im Ort lagen viele Soldaten. Man musste auch die zerstörten Tore erneuern. Die Gemeinde muß im Jahre 1630 Geld für Kriegsfuhren aufbringen. Butter, Hühner, Hafer usw. müssen für das Kriegsvolk in die umliegenden Orte, so auch Brünn und Eisfeld, geliefert werden. Soldaten welche in Wiedersbach lagen kamen in den Ort und zechten auf Gemeindekosten. Im Jahr 1631 zogen Kaiserliche Truppen, das Schönbergische Regiment, durch den Ort, lagen hier und zechten auf Gemeindekosten. Sie gehörten zu einem Kommando, welches im September in Schleusingen stand und über den Wald zu der Tillyschen Armee stoßen wollte, aber nach dessen Niederlage bei Breitenfeld wieder umkehrte. Das Herzogtum Coburg beendete seine Neutralität und trat in den Krieg ein. Johann Casimir trat auf die Seite Gustav Adolfs und kämpfte im Bunde mit den ev. Fürsten gegen Kaiser und Reich. Am 17. September besiegte Gustav Adolf die Tillyschen Truppen bei Breitenfeld. Am 28. September war König Gustav Adolf in Schleusingen und durchquerte die hiesige Gegend. Die Leute im Lande mussten bald erkennen, daß es die Freunde der evangelischen Sache schlimmer im Lande trieben als die Kaiserlichen. Am 17. Oktober rückten 2 Kompanien schwedischer Reiter in Crock und Oberwind ein. Am 27. Dezember zogen sie wieder ab. Das Hauptheer Gustav Adolfs hatte im Oktober seinen Weg über Schleusingen ins Amt genommen. Im darauffolgenden Jahr häuften sich die Kriegslasten. Es zogen im Oktober 1632 die Schwedischen Heerscharen wieder aus Süddeutschland über den Thüringer Wald und somit auch durch unsere Gegend. Gustav Adolf schreibt damals in einem Brief „…..daß der Thüringer Wald ziemliche Beschwerde gemacht und ein paar Tage bis wir darüber kommen, hingenommen.“ Der Ort wird mit Lieferungen, Vorspann, Kriegsfuhren, Einquartierungen und Plünderungen geplagt. Die Schweden nehmen Bamberg. Nun galt es die Festung zu Kronach zu nehmen, die den Frankenpaß nach Thüringen sperrte. Es galt die Kronacher zu schlagen, die fortwährend Einfälle auf das Herzogtum Coburg unternahmen. Herzog Johann Casimir beschloß mit dem Markgraf von Bayreuth einen Kriegszug gegen die Festung Rosenberg. Auch aus dem Amt Eisfeld marschierten 200 Mann mit. Der Angriff wird zurück geschlagen. Ein Eisfelder wird gefangen genommen. Im Herbst fällt Wallenstein in das Herzogtum Coburg ein. Am 29. September kam das Heer mit 40.000 Mann in Coburg an. Die Stadt öffnete die Tore. Die Festung jedoch nahmen sie nicht. Sie beschossen die Veste mit ihren Kanonen, konnten aber keinen Sieg erringen. Die Wallensteinischen Truppen durchstreiften die ganze Gegend. Das Amt Eisfeld trug schwere Schäden davon. Die Bewohner flüchteten aus der Stadt in die Wälder. 1633: Der Ort erfährt gewaltige Truppendurchzüge mit all ihren unsäglichen Beschwerden. Brot, Butter, Hühner, Eier, Hafer und eine Kuh müssen dem Kriegsvolk geliefert werden. Soldaten zechen im Ort auf Gemeindekosten. „Eine Summe muß bezahlt werden für Bier, so etliche Soldaten ausgesoffen.“ Es war ein sehr schlimmes Jahr für den Ort. Die Zahl der Nachbarn sinkt von 32 auf 19. Herzog Johann Casimir stirbt. Im Jahr 1634 wird Wallenstein ermordet. Der Winter ist für die Gegend die Kroatenzeit. General Isolani hat sein Hauptquartier in Schleusingen. Seine Truppen verwüsteten das Land in grausamer und entsetzlicher Weise. Ein Quartiermeister des Oberst Lamboyschen Regiments laßt die Schlösser Schwarzbach und Brattendorf wegen einer nicht aufzubringenden Kontribution niederbrennen. Auch das Dorf Schwarzbach ließ er in Schutt und Asche zurück. Nach Abzug aus der Gegend glich diese 1635 einer Wüste. Oberst Lamboy wollte nun die Veste Coburg erzwingen und führte die Kaiserlichen Truppen zum Kampfe. Die Festung ergibt sich am 27. März, wegen der Zuchtlosigkeit der Soldaten und der Uneinigkeit ihrer Führer. Mit der Übergabe der Veste Coburg und dem Abzug Lamboys im Mai1635 endet eines der traurigsten Kapitel in der Geschichte unserer Gegend. Die Dörfer waren ausgeraubt, teilweise oder ganz niedergebrannt, die Einwohner geflohen, gestorben, verdorben. Unter den Hinterbliebenen herrschten Hunger, Not und Seuchen. Lieferungen und Kriegskosten hören nicht auf. In Unterneubrunn lagen Brandensteinsche Reiter. Ihnen musste Nahrung geliefert werden. Durchziehendes Volk verlangte Bewirtung. Fleisch musste nach Schleusingen geliefert werden. Nach Hildburghausen und Eisfeld mussten Kriegskosten gezahlt werden. Die Gemeinde muß sich daher schon Geld borgen. Man verkaufte sogar das Glöcklein. Hafer muß den Besatzern der Veste Coburg geliefert werden. Felder und Gärten sind verwüstet. Alles ist öde. Das einstig so blühende Land war nicht mehr wiederzuerkennen. Im Jahr 1636 werden Umlagen für die Veste Coburg erhoben. Der Obrist Höppinger fiel mit Hessischem Volk ins Land Neustadt, dann Schalkau und danach Eisfeld ein. Auch in Brünn, Crock, Brattendorf und Poppenwind lagen diese Soldaten. Aber man verjagte diese Truppen aus dem Lande. Isolanische Kroaten drängen weiter aus Richtung Süden vor. Sie fallen ins Coburger Land ein und bezogen hier und im Henneberger Land Winterquartier. Eisfeld war davon besonders hart betroffen. Am 27. Februar 1637 zogen sie dann endlich weiter. In den folgenden Jahren wird das letzte bißchen Wohlstand des Landes völlig vernichtet. Am 4. März, des Jahres 1637 marschierte dann das Sperreuterische Regiment, welches aus dem Stift Würzburg kam ins Herzogtum. Meeder ging in Flammen auf, Rodach wurde geplündert, Die Veste Heldburg wurde geplündert, Goßmannsrod und Rottenbach wurden angesteckt. Überall herrschten Raub, Plünderung und Mord. Die Leute durften sich nirgends sehen lassen, da es ihnen sonst schlecht erging. In den Jahren 1638 und 1639 folgen weitere Einquartierungen Kaiserlicher und schwedischer Truppen. Die Bevölkerung der Städte und Dörfer lebt nicht mehr in ihren Häusern. Sie sind mit samt ihrem Vieh in die Wälder geflüchtet, sie schlichen bei dem trüben Wetter in den Mulden der Wälder herum und erwarten dort den Aufbruch der Soldaten. In der Zeit von 1639 bis 1649 schweigt das Gemeindearchiv von Poppenwind. Die Ruhe des Todes liegt über dem Ort! Nach dem Kriege hat Poppenwind noch 13 Einwohner. Über ¾ der früheren Bewohner fehlten. Poppenwind war besonders hart betroffen, weil durch den Ort die Heerstraße von Schleusingen über Eisfeld nach Franken ging. In der hiesigen Gegend trug sich weiter folgendes zu: Die Schweden haben nach ihrem Rückzug im Januar 1640 in der Pflege Coburg und in der Grafschaft Henneberg Besatzungstruppen zurückgelassen. Gegen diese richtete sich nun der Angriff der Kurbayern .Bald waren die Schweden aus dem Lande gejagt. Im Raum Saalfeld lagen sich 50.000 Kaiserliche und 40.000 Schweden gegenüber. Im Amt Eisfeld lagen die Kurbayerischen, welche den Kaiserlichen Truppen angehörten. Bei einem Kampf gegen die Schweden war der Übergang über den Thüringer Wald bei Steinheid und Eisfeld als eventueller Rückzugsweg gedacht. Die Bayern sollten einen eventuellen Rückzug durch ein festes Lager sichern. Als Platz dafür wurde der Stelzener Berg gewählt. Es wurden Gräben gezogen, Unterstände gebaut und Geschütze in Stellung gebracht. Das ganze Amt musste die Truppen versorgen. Es waren Schreckenstage, die viele der Bewohner nicht überlebten. Ihren Höhepunkt erreichte das Leiden, als die Kaiserlichen am 6. Januar unverrichteter Dinge aufbrachen, am Montag dem 8. Januar über Steinheid nach Eisfeld kamen und bis zum 10. Januar hier blieben. Der Generalfeldmarschall Oktavio Pikkolomini wohnte im Säusack in Eisfeld. Rings um die Stadt lagerte die Bayerische und die Kaiserliche Armee mit 60.000 bis 70.000 Mann. Eine solche Truppenmacht hatte unsere Gegen noch nie zuvor gesehen. Die letzten Reste an Lebensmitteln werden aus dem Land geholt. Am 10. Juni ziehen die Truppen nach Hildburghausen, Römhild, Königshofen. 1640 wird das Amt Eisfeld von der Pflege Coburg getrennt. Herzog Albrecht von Sachsen erhielt das Amt. Das Volk musste ihm huldigen. Das Jahr 1645 brachte wieder Raub und Plünderungen. Es gibt wieder Streifzüge Schwedischer und Kaiserlicher Truppen im Lande. Im März 1647 nahm die schwedische Hauptmacht von Schwaben kommend ihren Weg nach Norden. Sie bezogen Quartiere von Franken bis hinauf zum Thüringer Wald. Dann wieder die Kaiserlichen. Es war einfach furchtbar! Als am 24. Oktober 1648 der Friede zu Münster und Osnabrück geschlossen wurde, fluteten die Schwedischen Völker zurück und bezogen im Fränkischen Kreis Ruhequartier. Am 17. Dezember verließen sie endlich und für immer das Amt Eisfeld. Mit dem Abzug der Schweden nahm die jahrzehntelange Plage der Durchzüge nun endlich ein Ende. Im letzten Jahrzehnt des Krieges wurde ein Aufbau versucht, jedoch immer wieder verhindert. Nach dem Ende des schrecklichen Krieges wurden nun im Jahr 1649 die Übergänge über den Thüringer Wald bei Frauenwald und Heubach, welche verschlagen waren, wieder geöffnet und die Straßen notdürftig repariert. Somit war der Weg für den Handel wieder frei und einer besseren Entwicklung der Wirtschaft wurde Vorschub gewährt. Ihren Stolz und ihre Höhe erreicht Eisfeld jedoch nicht wieder. Die hochentwickelte Städtische Kultur und Wirtschaft, die sich in Bauwerken und Denkmälern, den bedeutenden gewerblichen Anlagen und dem weit ausgedehnten Handel, sowie der vorbildlichen städtischen Verfassung zeigten gingen im Kriege zugrunde. Ebenso der Wohlstand vieler Dörfer des Amtes. Das Amt Eisfeld lag an einer der wichtigsten Heerstraßen über den Thüringer Wald. Somit nahmen Durchzüge, Plünderungen und Einquartierungen im gesamten Krieg kein Ende. Der Bürger- und Bauernstand kam an den Bettelstab. Es bedurfte jahrzehntelangem rastlosen Streben und Schaffen um wieder die Zustände der Zeit um 1600 zu erreichen. Als der Frieden nun endlich gekommen war zog ein Gefühl der Freude und des Dankes in die Seelen der Menschen. Und so wurde am 30. Juni 1650 von Herzog Ernst dem Frommen ein Friedensdankfest angeordnet, welches am Sonntag und Montag, dem 11. und 12. August, in Stadt und Land gefeiert wurde.